Kristina Ohlsson: Die Tote im Sturm – Krimi-Bestseller aus Schweden
Kristina Ohlsson hat dem Schweden-Krimi aufs Bestseller-Treppchen verholfen. Mit einem neuen, etwas skurrilen Ermittler legt sie in „Die Tote im Sturm“ nach. Kann es überzeugen? Mein Buchtipp.
August Strindberg, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen schwedischen Schriftsteller und Künstler, ist frisch getrennt und hat das Leben in Stockholm satt. Ihn zieht es auf die andere Seite Schwedens ins beschauliche Hovenäset, unweit von Kungshamn. Hier hat er ein ehemaliges Bestattungsunternehmen gekauft, um daraus einen Secondhand-Laden zu machen. Kurz bevor er dort so richtig Fuß fassen kann, verschwindet die Lehrerin Agnes.
Kristina Ohlsson „Die Tote im Sturm“: Über das Buch

Ein Sturm nähert sich dem verschlafenen Ort Hovenäset. In der Nacht, als das Unwetter über der idyllischen schwedischen Westküste niedergeht, passieren zwei Dinge: Die Lehrerin Agnes verschwindet spurlos, und ein neuer Bewohner taucht in Hovenäset auf. Der Stockholmer August Strindberg hat das lokale Bestattungsunternehmen gekauft - samt Leichenwagen -, um einen Secondhand-Laden zu eröffnen. Während August sein neues Fahrzeug gelb lackiert, um sein schauriges Domizil angenehmer zu gestalten, wird ihm klar, dass sein Haus im Zentrum um Agnes‘ Verschwinden steht. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Ruhiger könnte es für August Strindberg in Hövenäset kaum sein. Das malerische Örtchen mit nicht einmal 200 Einwohnern, ohne Geschäfte und Restaurants, ist für ihn nach all den Jahren in Stockholm der gewünschte Abstand. Hier und im benachbarten Kungshamn ist nicht viel los. Für Abwechslung hat er sich im örtlichen Literaturkreis angemeldet, bei dem auch die Polizistin Maria Martinsson dabei ist, die er bei einer Suchaktion nach der verschwundenen Agnes gesehen hat und ihm nicht mehr aus dem Kopf geht.
Kristina Ohlsson „Die Tote im Sturm“: Der etwas andere Ermittler
Heimelig ist das Setting des Krimis „Die Tote im Sturm“. Die etwas skurrile Figur des August Strindberg hat mich an die Figuren bei Elizabeth George oder an die Inspector-Jury-Reihe von Martha Grimes erinnert. Nicht ganz so überzeichnet wie Jurys Freund Melrose Plant bei Grimes, schafft Kristina Ohlsson mit August Strindberg eine liebenswürdige Figur, die in der neuen Heimat Fuß zu fassen versucht. Nach seiner Trennung passt ihm der räumliche Abstand sehr gut.
Kristina Ohlsson hat sich in den vergangenen Jahren sehr schnell einen Namen mit ihren Schweden-Krimis gemacht und den Sprung in die Bestsellerlisten geschafft. International gelang ihr gleich mit ihrem Debütroman „Aschenputtel“ (werblicher Link) rund um die Ermittler Fredrika Bergman und Alex Recht der Durchbruch.
In „Die Tote im Sturm“ entwickelt sich die Handlung gemächlich, wie es in dem kleinen Ort Hovenäset nun einmal ist. Nur nichts überstürzen. August Strindberg wird von den Einheimischen gemieden, da das von ihm gemietete Haus eine dunkle Vorgeschichte hat. Nur im Lesekreis der Gemeinde gelingt ihm ein wenig der soziale Neustart. Durch die sich langsam entwickelnde Handlung, fällt für mich das Buch in Rubrik eines Cosy-Krimis, der sich in die Reihe von Richard Osmans „Der Donnerstagsmordclub“ und Petra Göbels „Pleitemöwe“ einordnen lässt. Und das ist nicht schlecht.
Kristina Ohlsson „Die Tote im Sturm“: Mein Fazit
Handwerklich solide, kein blutrünstiger Thriller, wie er oft aus dem hohen Norden kommt, sondern gelungene Unterhaltung für Zwischendurch. Die etwas mehr als 500 Seiten sind gut zu lesen. Etwas mehr Tiefe bei den Charakteren hätte ich mir gewünscht, hier ist noch Luft nach oben. Daher freue ich mich umso mehr über eine Fortsetzung.
Kristina Ohlsson „Die Tote im Sturm“
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
2022 Penguin Random House ISBN-13 978-3-641-28334-6
Preis: Taschenbuch 16 €, E-Book 4,99 € (abweichend vom Format) – Jetzt bestellen (werblicher Link)
Kristina Ohlsson
Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien.